-geschrieben von Eva Erkenberg-
Ein Lächeln, eine kurze Frage nach einer arabischen Übersetzung und schon waren wir im Gespräch. Nach einem kurzen, verhaltenen, aber sehr freundlichen Gespräch in englisch, tauschten wir Handynummern aus. "00963" - eine syrische Vorwahl ? Cool. In der heutigen Zeit der Vernetzung mit Whatsapp und Facebook ja kein Problem mehr. Ich fragte ihn, ob er Facebook kennt. "Yes sure," sagte er und schwups sah ich seine kleine Nichte, seine Schwester, lerne seine alte Bekannte aus Syrien kennen, die nun in Dubai lebt und noch vieles mehr.
Ich überlegte noch einige Zeit, ob wir so unvoreingenommen und frei alles erzählen und zeigen würden, ohne den Anderen eigentlich zu kennen - und das - in einem völlig fremden Land. Nein, ich glaube erstmals nicht. Wir müssen erst mal "warm" werden und schauen, ob man dem Anderen vertrauen kann, ob er uns sympathisch ist, ob er in unser bevorzugtes Menschenschema und in unser Leben passt, bevor wir irgendetwas Preis geben.
Ich erfahre noch am selben Abend, dass mein neuer syrischer Freund aus Damaskus kommt und dort Arzt in einem Hospital war. Ich bin so neugierig. Fremdes Land, fremde Kultur, was liegt wohl für eine Reise hinter ihm, wie lange war er unterwegs, was hat erlebt? Ist seine Familie mitgekommen, was kann er von Syrien erzählen und was macht er in unserer kleinen Stadt?
Ich frage ihn aber nur, wie lange er schon in Bremerhaven ist. "Drei Tage ." Erst drei Tage? Dann berichtet er mir von seiner Reise. Aus Syrien in den Libanon, dann über die Türkei, Griechenland, Mazedonien, Serbien, Ungarn, Österreich nach Deutschland . Spannend und unglaublich. Ich möchte noch mehr wissen und fragen . Aber die Fragen müssen warten...
"Möchten Sie einen Kaffee oder Tee trinken?" fragt er mich vor seiner Unterkunft - dem Flüchtlingsheim. Er lebt in einer Übergangsunterkunft, aber lädt mich wie selbstverständlich auf einen Kaffee zu sich ein. Ich bin erstaunt und frage mich ,warum ich immer alles so kompliziert mache, wenn ich jemanden zum Kaffee einlade. Habe ich aufgeräumt, sind die Fenster geputzt, ist der Abwasch gemacht, habe ich überhaupt Milch da und Kuchen? - ja genau, all das wären meine Gedanken, bevor ich jemanden zu mir einlade. Wie blöd ist dass eigentlich?
Er lädt mich, obwohl er nichts hat , zu einem Kaffee ein. Er hat nichts ? Doch! Er hat seine völlig selbstverständliche Gastfreundschaft.
Ich schäme mich ein
bisschen über die Probleme die ich habe, zumal sie in Anbetracht dieser Geschichte ja gar keine sind . Was sind denn dass für Probleme, wenn wir solche Geschichten von Menschen hören, die nichts
mehr haben, außer ihrem Leben.
Vielleicht muss man einfach so einen Menschen treffen , um zu wissen, wie gut es uns doch geht.
-Eva Erkenberg-