-dies ist Dieters kleine Herzensgeschichte-
Fahrradtraining mit jungen Damen und Müttern aus Somalia
Freitag Nachmittag bei herrlichem, sonnigen Herbstwetter. Wir haben wir uns auf dem Schulhof der Pestalozzischule um 15 Uhr getroffen. Zwei Damen und ein Herr von der Kreuzkirche, eine
Freundin (R.H.) von mir, und später sind noch 2 jüngere Damen aus den Familienzentrum Bgm. Martin-Donandt-Platz dazu gekommen. Nachdem ersten Beschnüffeln sind dann erste gute Gespräche
entstanden, die schnell klar machten, dass alle hier waren, um tatkräftig und von Herzen zu helfen.
Langsam kommen die ersten jungen Frauen und Mütter mit Ihren Kindern an. Ein Mädchen, ca. 10 Jahre alt, konnte schon ganz gut deutsch und hat dann immer gedolmetscht, was die Verständigung
vereinfacht hat. Unserer Senior, Herr M. hat dann erklärt, wie man auf den Fahrrad sitzen sollte. Die beiden Damen aus der Kreuzkirche haben unseren "Schützlingen" dann die Fahrradhelme gezeigt
und erklärt. Da gab es dann schon einiges zu lachen für alle ... denn diese Helme waren etwas komplett Unbekanntes für die Damen. Es waren auch zu erst eher modische Aspekte, die im Vordergrund
standen.
Nun war der große Moment gekommen. Die ersten Versuche begannen. Eine Frau, die auch schon deutsch gut konnte, machte den Anfang. Sie war voll motiviert und mit einer Begeisterung dabei
gewesen... einfach klasse! Sie hatte Schwierigkeiten, das Gleichgewicht zu halten. Ihr haben wir dann immer zu zweit beigestanden, um ihr ein Gefühl der Sicherheit zugeben. Eine weitere
Schwierigkeit war das Treten in die Pedalen. Sie brauchte dafür einige Versuche, bis Sie merkte, dass sie immer nach vorne treten muss, um zu fahren, und dass, wenn Sie rückwärts tritt, es nicht
mehr weiter ging.
Wir haben immer 2 - 3 Runden mit Ihr geübt, merkten aber, dass sie es mit dem Gleichgewicht nicht so hin bekommt. Also hat die "Expertenrunde" sich besprochen, wie man Ihr das richtige Gefühl dafür vermitteln kann. Wir haben Ihr vorgeschlagen, es erst einmal mit einem Laufrad zu versuchen, so dass sie sich mit den Füßen abstützen kann. Der Ehrgeiz war neu geweckt und weiter ging es. Wieder zwei bis drei Runden und dann eine kleine Pause, denn wir merkten, dass Sie doch sehr zu kämpfen hatte mich sich und dem Fahrrad. Dann haben wir mit Ihr gesprochen und versucht, ihr zu erklären, was das mit dem Gleichgewicht halten auf sich hat. Es war nicht so einfach, dann nahm ich Sie bei der Hand, bin zu einer Raseneinfassung mit Ihr gegangen und habe es ihr oben drauf Ihr gezeigt mit der Balance.
Sie hat es dann einige mal wiederholt und ging wieder aufs Rad, voller Schwung und Elan. Sie war mit so viel Optimismus dabei, dass wir Sie immer wieder bremsen mussten. Sie hatte sehr viel
Spaß gehabt, und zusammen haben wir viel gelacht und erste kleine Erfolge erzielt.
Eine andere junge Frau hat es dann auch versucht, aber es machte Ihr noch keinen Spaß und man merkte auch, dass Sie etwas ängstlich war und sich wohl auch ein wenig genierte vor Ihrer
Tochter.
So zog Sie sich dann erst einmal wieder zurück und beobachtete, wie die anderen es immer wieder versuchten und wie es auch bei der einen oder anderen Dame erste Erfolge gab. Das spornte sie
wohl doch an, es noch einmal zu versuchen. Mit Hilfe ihrer Tochter, die Sie immer anfeuerte, gelang Ihr dann auch nach wenigen Runden, gut 5 Meter geradeaus zu fahren und das ohne Stützen. Die
Helfer liefen daneben, um jeder Zeit helfen zu können.
Jeder der Helfer hat sich immer wieder eingebracht, erklärt und gezeigt, wie man es richtig machen sollte. Ob es nun die Balance war oder auch die richtige Fußstellung auf den Pedalen. Es
wurde immer wieder gezeigt und wiederholt. Wir Helfer haben uns auch ständig kurzgeschlossen, um uns auszutauschen, was wir besser machen können. Dabei sind wir dann auch auf die Idee gekommen,
es einmal mit Dreirädern für Erwachsene- und für Balanceübungen auch mit Cityrollern zu versuchen.
Fazit des Nachmittags war, dass wir neue Freunde gewonnen haben, dass wir helfen konnten und durften (was ja auch nicht so einfach ist, man muss ja erst einmal eine Vertrauensbasis
aufbauen). Die meisten jungen Damen und Mütter wollen auch beim nächsten Mal wieder dabei sein. Sie haben die ersten Schritte gelernt und dabei viel Spaß gehabt. Zusammen haben wir viel gelacht
und freuen uns aufs nächste Mal.
Fortsetzung:
--Fahrrad Training mit Jungen Damen und Müttern aus Somalia --
Gestern war es wieder so weit mit dem Fahrradtraining. Leider waren das Wetter nicht mehr so schön wie die Woche zuvor. Ich war gespannt, was sich getan hat innerhalb der letzten Woche mit
unseren Damen.
Als erstes kam die Junge Frau, über die ich letztes Mal schon ausführlicher schrieb. Sie strahlte über's ganze Gesicht und sagte, ich sollte doch mit zur Rasensteinkante kommen. Sie ging
dann auf die Kante und zeigte mir, dass Sie geübt hat, die Balance zu finden. 4 oder 5 mal ging sie ohne Probleme hin und her, als Sie damit fertig war, erzählte sie, dass Sie jeden Tag geübt
hatte und ich sah ein freudigen Lächeln. Dafür habe ich Sie sehr gelobt.
Nun kamen so pöh a pöh die anderen Helfer und auch die somalische Frau mit Ihren 2 Kindern. Sie erzählte auch dass Sie die Woche über geübt hatte mit einen Fahrrad einer Freundin. Sie
zeigte uns gleich, dass Sie weitere Fortschritte gemacht hatte und ganz alleine die Strecke von ca. 200 Metern fahren konnte. Sie hatte auch schon verstanden, wie die Bremsen funktionieren und
dann immer wieder Ihre Runden gedreht, so wurde auch sie immer sicherer.
Leider waren an diesen Nachmittag nur diese beiden Frauen dabei, was aber auch ein Vorteil war.
Aber bevor ich da ins Detail gehe schreibe ich Euch noch einige andere Erlebnisse.
Meine Freundin (R.H.) konnte nicht diesmal helfen, weil Sie arbeiten musste, dafür hat Sie eine Freundin/Kollegin aktiviert, die Sie vertreten hat. Die Damen waren eine super Vertretung und
werden wohl auch zum festen Bestandteil des Helferteams. Eine brachte Ihren Sohn mit. Dieser hat sich gleich mit den beiden Mädels der Frau aus Somalia angefreundet. Sie spielten ganz toll
zusammen. Was soll ich sagen... Kindermund ist einfach toll und so hörte wir folgenden Dialog:
Der Junge: (Zu dem älteren Mädchen) „Du bist ganz schön schwarz....“
Das Mädchen: lächelte und sagte, dass alle Mädchen aus Ihren Land so wären.
Der Junge: „Im Sommer bin ich auch schwarz, wenn ich mit meinen Eltern auf Helgoland bin..“
Die beiden Kinder schauten sich an, lachten und schon ging es weiter mit mit dem Spielen....
Einfach klasse, wie sie sich angefreundet haben, ohne die Wenn und Aber. Da können sich viele Erwachsene eine Scheibe von
abschneiden...ach, was sage ich.. EINE Scheibe- nein, viele Scheiben!!!
Nun möchte ich noch von unserer Frau berichten, die mit soviel Eifer und Elan dabei ist. Die Helfer aus der Kreuzkirche haben ein etwas kleineres Fahrrad organisiert, damit sie darauf noch
besser das Gleichgewicht halten kann. Also sollte Sie damit erst einmal einige Runden üben, als ob Sie ein Laufrad hätte. Zwei oder Drei Runden hat Sie es gemacht und es ging super. Es wurde Ihr
danach erklärt und gezeigt, wie man die Füße richtig auf die Pedalen stellt und los ging es zur nächsten Runde. Sie fing auch an zu treten und merkte, wenn Sie etwas schneller tritt, dass es mit
den Gleichgewicht besser klappt. Nach einer weiteren Runde hatte Sie den Bogen raus und fuhr fast komplett die 200 Meter alleine. Wir, die Helfer, brauchte nur noch daneben laufen, was aber auch
schon anstrengend war, denn unser Schützling fuhr jetzt schon richtig schnell. Am Ende jeder Runde bekam sie großes Lob und Beifall, was ihr sichtlich gut tat. Sie erzählte uns dann während einer
Pause von ihrem Leben und wie es sich hier in Deutschland zum Guten veränderte für sie. Es hat richtig Spaß gemacht, mit ihr zu üben und etwas aus Ihren Leben zu erfahren.
Eine weiter Geschichte möchte ich auch noch erzählen.
Gleich zum Anfang des Nachmittags kam eine Frau zu uns und brachte für eine andere somalische Mutter und Ihren kleinen Sohn einen Buggy und für das Helferteam der Kreuzkirche eine
Kaffeemaschine. Diese Frau wird uns auch ein Erwachsenen-Dreirad vermitteln. Wir müssen jetzt nur noch den Transport organisieren und es verkehrssicher machen. Dann können unsere Damen auch damit
üben.
Jetzt blieb eigentlich nur ein großer Wunsch übrig. Für die nächste Zeit suchten wir eine größere Halle, so das wir mit den Frauen bei ganz schlechtem Wetter (insbesondere Schnee und
Glatteis) dort üben können.
Vielleicht hat ja jemand, der diese Zeilen liest, einen Tipp oder sogar eine Halle für unser Frauen (!?) Es wäre eine große Hilfe und die Frauen wären sehr dankbar dafür.
Fazit des Nachmittags : Wenn man das Erlebte Revue passieren lässt und die Dankbarkeit unserer Schützlinge erlebt, dann weiß man, warum man seine Zeit und Kraft einbringt in der
ehrenamtlichen Hilfe. Ich werde weiter berichten von den Übungsnachmittagen, denn sie sind eine Herzensangelegenheit geworden für mich.
Liebe Grüße, Dieter